2250 Zeichen (20): Badisch für Anfanger

Über sieben Lochen musst du gehn… Und dann? (Foto: Pascal Cames)

Noch und nochen

Woran erkennt man einen Badener? Das ist ganz schön schwierig. Wenn die Frage heißen würde, woran erkennt man einen Bayer, dann könnte man sagen: am obligatorischen Weißwurst essen, am Maß halten und an der Kleidung. Lederhose und Dirndl gehen nicht nur am Oktoberfest. Einen Hamburger würde man daran erkennen, dass er ständig über den spitzen Stein stolpert. Beim Badener ist die Sache schwieriger: kein Kostüm, keine ganz spezielle Leib- und Magenspeise und auch keinen Dialekt mehr. (Aber halt auch kein richtiges Hochdeutsch…)

Natürlich gibt’s den noch, aber er verschwindet mehr und mehr. Stattdessen bleiben Relikte wie „der badische Fuß“ (gemeint ist die ganze Keule) und sprachliche Schnitzer wie das falsch verwendete wie und als, so als wie man kein Deutsch nicht richtig könnte. Das isch und bisch gehören natürlich auch dazu. Ansonsten versucht man sich tapfer am Hochditsch – und scheitert. Der badische Größenwahn à la „the Länd“ wird über diesen Weg immer wieder gestutzt.

Was machen nun Zugegezogene (badisch Hergelaufene), die sich integrieren wollen? Davon gibt es ja eine Menge, nicht nur aus Nahost, sondern aus Nordost und hoch vom hohen Norden auch, weil hier im Südwesten attraktive Menschen wohnen und es Jobs in rauen Mengen hat. Also, was machen all die Leute, die neu sind? Sie gehen aufs Weinfest, sie essen Flammkuchen, sie versuchen ä bissel Badisch zu reden, sollten aber ä bissel badisch schwätze und es mit dem „isch so“ nicht übertreiben. Weil es isch nid immer so.

Irgendwie hört man es halt doch immer heraus. Es wird falsch betont oder ausgesprochen. Zudem sind die Badener ja auch nicht sicher, was nun badisch ist. Zwischen Konstanz (badisch Konschtandz) und Mannheim gibt es eine Menge Variationen, nicht nur weil es von Süd nach Nord vom Alemannischen ins Fränkische geht. Kürzlich kam mir in Achern ein „jeder zweigte“ zu Ohren. Das war aber nicht in einer Baumschule oder beim Förster Stefan, sondern am Kaffeetisch, wo jeder zweigte es eben genauso sagte. „Jede zweigte“ geht übrigens auch. Klar, was damit gemeint ist. Wenn nun aber ein Neubadener meint, dass er mit „jedem drittgen“ und „jeder viertgen“ durchkommt, hat er sich genschnittgen.

Was mich auch stutzig machte, war der Gewannname „Sieben Lochen“ oberhalb von Haslach i.K. Sagt man dort im Dialekt „ich hab‘ sieben Lochen gegraben?“ Der echte Badener weiß natürlich, dass das so nicht sein kann und schiebt es auf die Haslacher vielleicht auch die Hausacher oder den Kinzigtäler. „Die können wohl kein Deutsch.“ (So viel zur badischen Solidarität.) Der Wahl- und Neubadener wird hier seine Chance wittern als Badener durchzugehen und beispielsweise vom „Käse mit wirklich vielen Lochen“ schwärmen. Und das ist ja noch längst nicht alles, um richtig Badisch zu lernen, gibt es so viele Gelegenheiten. Noch und nochen, um es genau zu sagen!

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