Der Schmelzebeck (Offenburg)
„Wenn nichts mehr Sinn macht, dann gewinnt jede Einzelheit an Wert“, schreibt der französische Schriftsteller Frédéric Beigbeder in seinem Roman „39,99“. Was sind Einzelheiten? Besteht nicht der ganze Alltag aus Einzelheiten? Das vor die Tür treten, den Nachbar grüßen, der Einkauf beim Bäcker, der Gang über den Markt? Ja, genau, in der ganz tristen Corona-Zeit, als der Weltuntergang dämmerte, war der Markt ein Stück angstfreie Zone, die den Alltag und die Woche strukturieren half. Es war fast wie früher. Und heute im Zeitalter der Masken ist der Markt zu einem anderen Symbol der guten alten Zeit geworden. An dieser Stelle werden zukünftig Porträts von Marktständen kommen. Gehen wir Kommissionen machen und kaufen Brot beim Schmelzebeck!
Brezel? Ich weiß auch nicht!
Manchmal ist er schon um 8 Uhr am Lindenplatz, meist aber ein bisschen später. Kaum hat er den Anhänger mit der Aufschrift „Schmelzebeck“ geparkt, geht’s schon los. Herbert Weisser (53) hat kaum Zeit sich die Schürze umzubinden, dann kommen schon die ersten und wollen ein Dunkles oder ein Sauerteigbrot (die einen sagen so, die anderen so) oder eine Brezel („die kleine oder die große?“) oder ein Stück Kuchen. Mit Nuss oder mit Mohn? Weiterlesen